Von Jean Paul an Carl August Böttiger. Weimar, 16. April 1799.
Brieftext
Ich weis nicht, lieber Freund, in wie viel Zeichnungen die Geschichte
der Corday zerfallen sol; ich kan
mir nur den Stof zu 3. denken.
I. wie sie vor Marat (dessen Bad-Lage eben nicht die
bestimteste zu
sein braucht) ruhig und ihm ein Komplot anzeigend
steht (ob ihre
Hand oder Stellung schon einen Wink ihrer That
verrathen darf, mus
der Künstler entscheiden) — II. wie sie vor dem Konvente nach dem
abgelesenen Todes- oder Mordurtheil ihrem Defensor dankt — III. wie
sie auf dem Blutgerüst freundlich neben dem
Tode steht und das Volk
begrüsset, das, obwohl boue de Paris, doch ein Bravo ruft. —
N. I. und III. haben den Vorzug, die Phantasie vom sichtbaren
Gemälde sogleich zu einem unsichtbaren zweiten zu treiben. —
Mögen Sie froh reisen und in Leipzig noch etwas besseres
finden
als Neuigkeiten, nämlich Freude und Freunde. Grüssen Sie Weisse und
Platner.
London und Paris? — Litterar.
Anzeiger?
Ich bitte Sie sehr, diesen Brief an Matzdorf so bald er ankomt, zu
schicken; oder an Beigang mit
meiner Bitte, ihn sogleich zu übergeben.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_244.html)