Von Jean Paul an Gerhard Ulrich Anton Vieth. Hof, 21. Februar 1797.

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Brieftext

Kopie
[ Hof, 21. Febr. 1797 ]

Erholung ist Tausch der Arbeit, nicht Pause derselben. In der
Mathematik ist nur Klarheit Neuheit. Im Grunde ist in allen Wiss[en
schaften] a priori, deren Spielraum blos in unserm Ich ist, Klarheit
die höchste Erfindung, die reine und die praktische Vernunft müssen
am Ende die Figuren oder die Anschauungen in uns voraussezen
oder erhellen, die die Mathesis ausser uns als gegebne Grössen
fodert. Irthum der Philosophie, daß sie glaubt, unser inneres Auge
sei vom äussern verschieden, das ewig nur sieht und niemals erschaft.
Das Geschik konstruiere aus der krummen Linie des Lebens eine
rektifizierte.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 543): Vieth 21 Febr.

Vgl. Nr. 525 und 547. Gerhard Ulrich Anton Vieth (1763—1836), seit1786 Lehrer der Mathematik und der französischen Sprache an der Hauptschule in Dessau, später Direktor dieser Anstalt und Schulrat, ein namentlich um die körperliche Ausbildung der Jugend verdienter Pädagog, hatteden „Versuch einer Enzyklopädie der Leibesübungen“, Berlin 1794—95,und „Vermischte Aufsätze für Liebhaber mathematischer Wissenschaften“,Berlin 1796, veröffentlicht. Jean Paul scheint ihm zum Dank einige seinerBücher geschickt zu haben, vgl. Nr. 547.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_540.html)