Von Jean Paul an Helene Köhler. Franzensbad, 11. August 1797.
Brieftext
Beinahe hätt’ ich mich gestern vom Schiksal und vom Grafen
v.
Schönburg nach Karlsbad auf Einen Tag führen lassen. Ich
wünschte, Sie tränken 4 Poststazionen näher und wären hier
unter
dem Schwalle meiner Bekanten. Ich bekomme hier
am Brunnen
immer mehr Gesundheit und Freude, obgleich die
Schönheiten der
Karlsbader Berge und Musikanten fehlen. Der
alte biedere Dörfler
übergab mir Ihren Brief mit vielem Antheil an Ihnen.
Morgen geh ich nach Hof. Meine Reise nach Karlsbad hängt von
einem Gewebe vielfacher Kleinigkeiten ab — oder
Wichtigkeiten:
H. Stichert mus mich mit nehmen — die
Prinzessin von Koburg, die
mich in Hof oder dort sehen wil, mus
nicht unterweges sein — die
Fr. v.
Berlepsch mus nicht gerade in Hof eintreffen. —
Ich endige mit lauter Wünschen für Ihre Freude. Sie verdienen
für so viele leere abgeerntete Jahre vol scharfer Stoppeln
einmal den
monatlichen Spaziergang durch Blumenebenen. Der
Himmel geb’
Ihnen Freuden und Menschen, und das ofne Herz, sie
zu geniessen, und
das Gedächtnis, sie zu bewahren.
Meinen wärmsten Grus an Ihre Fr. Mutter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_675.html)