Von Jean Paul an Alexandrine Freifrau von Seckendorff-Aberdar. Hof, 14. August 1797.
Brieftext
Ihr liebender und ehrender Enthusiasmus, gnädige Frau, wurde
wieder der Gegenstand des meinigen. Nur ein starkes Herz konte mir
so viel vergeben; eine schöne Seele, wie die Ihrige, liebt
unbewust in
meinen Werken etwas höheres als diese. — Ich
denke mir die Stunden
geniessend voraus, worin Sie meinen Hesperus — gleichsam das
erste Viertel nach dem Neumond der unsichtbaren Loge —
weinend
und froh anschauen.
Hesperus und das Kampaner Thal halten die Kunstrichter für die
Fokalpunkte meines kleinen Lichts.
Hier sind meine Werke nach der Chronologie ihrer Geburt,
samt
den mir nur muthmaslichen Preisen:
viertel oder halben Jahre komt eine 2te Aufl.)
eine 2te Aufl.)
reuth. 8 gr.
bei Hennings in Erfurt. 1 rtl. 4 gr.
Ich schliesse mit lauter Wünschen für Ihr Herz, und mit einem für
das meinige, daß ich einmal in die Augen schauen möge, die so
nach
sichtig auf meine Blätter geblikt.
Der kalte Erdschatten fliehe eilig
über Ihre Blumen weg! Der
Himmel der zweiten Welt zeige Ihrem
innern Auge im Gewühle des
lauten Lebens immer seine magischen
Sternbilder, und Ihr gutes
Herz sei immer von Liebe gefült und
erwärmt, von
fremder und von der Ihrigen!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_681.html)