Von Jean Paul an Ludwig Roentgen. Meiningen, 1. Juli 1801.
Brieftext
Es sei also das Du, womit wir ja alle geboren und begraben werden!
Wer kan zu einem Sterbenden Dieselben sagen? — Deine Liebe
für
den moralischen Geist meiner Werke, die deinen eignen
bekent, hat
mir wohlgethan. Im Lande, wo der heilige Geist der
Moralität und
der schöne der Musen herscht, verschwindet das Ich und es
giebt kein
persönliches Lob mehr, sondern wir beten alle nur den
unendlichen
Weltgeist an, der durch alle Herzen
leuchtet und sie gleichsam an
einem durchgehenden Strahl an
einander reiht.
In dein Andachtsbuch glaub’ ich gehören die humoristischen Auf
säze, denen da die Mitteltinte des
Uebergangs fehlt, weniger.
— Erleichtere dem Leser die Uebersicht und Folge durch Ueber
schriften und systematische oder durch
historische oder andere Ver
bindung.
Wenn ich eine Vorrede dazu machte: so wär’ ich der Lobredner
meines Lobredners, also mein eigner; und das kan ich nicht.
Antworte mir wieder! — Sei glüklich durch und für dein Weib
und Sie sei es eben so und nichts störe Euren
Frühling!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_157.html)