Von Jean Paul an Anna Amalia. Meiningen, 24. September 1802.
Brieftext
Wenn Sie es jezt erlauben etc.: so ist den 20 dies um 11 Uhr der
Name Amalie, obwohl klein und stil zur Welt gekommen. Der
Miletus gab mir mehr als alle Heiligen zusammengenommen.
Wär’
es mir erlaubt, hier an etwas anders zu denken als an den
Taufengel
und an meine Bitte, daß Sie den
gewöhnlichen verdrängen und den
überirdischen repräsentieren:
so würd’ ich hier meine Freude über den
Himmel im Himmel
malen, und über den Entbindungstag, diesen
2 Feiertag, wenn
die Hochzeit der 1 im Feste ist — Noch dazu ist jedes
Blat in
unserm Kleeblat frisch und grün und
duft[end]. Man be
hauptet, die Kleine sei unendlich
schön; wenigstens ist so viel gewis, daß
sie mir unendlich
ähnlich ist. Verzeihen Sie alle Töne und Zeichen der
Vaterfreude, die vielleicht in der Nähe und Gegenwart leichter zu
entschuldigen wären als in dieser Ferne und auf Papier. Hätt’
ich
eine Brieftaube, welche den Adler Herder finden könte: so würde sie
abgeschikt. Aber wie glüklich ist ein Man im
September, der in
Weimar wohnt und der am 20. freudetrunken daraus laufen
und
mündlich — mit 3 Himmeln im Angesicht — in Tieffurth abends zu
Ihnen sagen kan: ich bin
unterth[änigster]
zu Gevatter bittender
J. P. Richter.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_319.html)