Von Jean Paul an Emanuel. Meiningen, 18. Oktober 1802.

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Brieftext

Meiningen d. 18. Okt. 1802.

Anlangend das Bier: ists freilich betrübt, daß ich, seit ich Ihren
Brief habe, mich jeden Tag auf Eine Bout. heruntergesezt, um etwan
zu langen bis zum 12ten oder 13ten Nov., wo hoffentlich mein kraus
haariger spashafter oft in Bayreuth gewesener und wohlfeiler [ von Karoline: ] Für den Eimer von Koburg 1 Laubthaler.

Einspänner wieder retour sein kan. Ich bitte Sie um scharfe Be
stimmungen in dieser bedeutenden Sache.


Damit Sie an Emma’s Tauftag einen Tropfen trinken und keinen
übrig lassen können, so zeig’ ich Ihnen hiemit an, daß g. G. — s. v. (f)
— den 24 dies die innere und äussere Kopf-Taufe zusammenfallen
sollen. Der Himmel und die Post machen nur, daß meine Nachricht
nicht hinter dem Aktus anlange! Der Name ist: Emma, Emanuele,
Georgine, Amalie, Idoine.
Leztern Titans Namen geb’ ich aus
pädagogischer Klugheit. Meine C. mag die Pathen vorsummieren.

Otto ist mir ellenlange Briefe schuldig; Sie schuhlange. — C. und
E. (künftig bedeutet E. allemal meine Emma), (dies mein e c. 〈et
caetera〉 nach dem Tod,) sind gesund; nur ist noch viel verdamtes
Weiberwesen um mich herum. — Gehen Sie nach Berlin? Ich möchte
Ihnen vorher Instrukzionen und Karten geben; Sie landen in einer
neuen Weltpartie an. — Der Herzog ist in Wien und München. —
Mit diesem Jahre, (sagen Sie sich und Otto,) wird der Titan (40 etc.
Bogen etwan) beschlossen und zugespert. Ich bat Gott stil immer, nur
nicht mich vor diesem Ende in meines zu rufen. — Freilich passet diese
Bitte auch für die 2 nächsten Werke. Auch die op[era] omnia möcht’
ich vorher geben eh’ droben meine op[era] minusc[ula] et majuscula
gerichtet würden; denn so ist der Mensch. Ich weis nicht; seit der E
sehn’ ich mich sehr nach meinem alten E/O oder ö Otto, Emanuel.
(Nent Euch das ö),
der Diphthong solte sie sehen. — Lebt wohl! Von Renate möcht ich
etwas wissen. Sie stekt nun einmal als ein Stiftgen fest in meiner
Vergangenheits-Musaik. — Sonderbar-gesund bin ich (indes oder
weil ich wenig zu Leuten komme), Dank dem b[ayreuther] B.〈iere〉
und dessen Geber! —


von Karoline:

Die Pathen sind:

  • Herzogin v. Weimar.

  • Herzog v. Meiningen.

  • Frl. v. Hendtrich.

  • Hofräthin Heim.

  • Präsident Heim.

  • Sekretair Schwendler.

  • mein Vater.

  • (und [ von Jean Paul: ] Nur zum Spasse, denn ich lies das Trio gar nicht insKirchenbuch bringen. 3 Tanten aus Berlin).

  • und der Besizer dieses Verzeichnisses.

    von Karoline:

    Guten Morgen, bester Emanuel — mein Kind schreit, daher
    nichts weiter.

    Textgrundlage

    Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

    Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

    H: SBa. 3 S. 8°; auf der 4. S. Adr.: H. Emanuel Bayreuth fr. Vermerk Emanuels: 28ten Oct. beantw. (nicht erhalten) K: Eman. 18. Nov. [!] J: Denkw. 1,114×. 186, 17 18.] aus 10. H 23 in dieser bedeutendenSache] nachtr. H 25 können] nachtr. H 26 24] aus 27 H Kopf-] nachtr. H 29 Georgine] nachtr. H 31 schuhlange] aus Schuhlange H 187,1 dem] meinem K 2 herum] nachtr. H 9 eh’] danach gestr. ich H 11 Euch] aus euch H 12 Diphthong] so K, Diphtong H (vgl. 193,21 ) sie]mich K

    186,25 f. Die Taufe hatte schon am 17. Oktober stattgefunden, s. 189, 15–19. 187, 4 Über diese Reise des Herzogs s. I. Abt., XII, 289,36ff. 18–26 DasMeininger Kirchenbuch nennt außer den hier angeführten Paten nochChristian Otto, aber nicht die drei Tanten und Emanuel.

    How to cite

    Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_326.html)