Von Jean Paul an Johann Ernst Wagner. Meiningen, 22. Februar 1803.

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Brieftext

Kopie
[ Meiningen, 22. Febr. 1803 ]

Das Werk läuft zu breit aus einander wie ein See — wodurch es
romantisch wird — anstat eng und gerade nach einem Ziel wie ein
Flus — Misliebe —

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Wagner 22 Feb. A: IV. Abt., IV, Nr. 279.

Wagner hatte die umgearbeitete erste Hälfte seines Romans (Winterund Frühling) zu erneuter Prüfung vorgelegt. Nach A entschuldigte sichJean Paul wegen der späten Rückgabe des Manuskripts, das er noch einmalgründlich und con amore durchgegangen, beanstandete darin das „Verwalters-Eis“ (die genaue Schilderung der ökonomischen Tätigkeit desHelden) und die leeren Übergänge und sprach den Wunsch aus, Wagnerbald wiederzusehen. — In der Vorrede zu „Wilibalds Ansichten“ führtWagner in geschickter Umkehrung des Jean Paulschen Gleichnisses aus,der Roman solle nicht einem Strome gleichen, der an allen Punktenunabsehbar bleibe, ewig rinne, nirgends weile usw., sondern einem breiten,tiefen See, dessen Ufer uns nicht entfliehen usw.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_349.html)