Von Jean Paul an Charlotte von Kalb. Coburg, 1. November 1803.
Brieftext
Vergeben Sie! Aus dieser Bitte solte der ganze Brief bestehen.
[Ich erschrak, als ich im Ihrigen Ihre sanfte Klage über mich
und
Ihre Liebe und den Schmerz Ihrer vergeblichen
Erwartungen fand,
die ich so wenig vorausgesezt hatte. Damals
handelte ich wohl gerecht
fertigt, nur
jezt wird mir diese Feuer [!]. Eigentlich
war es unmöglich
Sie zu besuchen und doch nach Ihrem
Briefe mach’ ich mir Vorwürfe.
Gute Stille, ich möchte Sie
recht loben, denn Sie lieben recht;] Sie
[sind] so
[frei,] offen und so reich, ein Gold in
Krystal. [An Ihnen kan
ich nicht irre
werden und darauf, auf unsern ältesten und neuesten
Bund, baue
Charlotte ewig!]
[Wie war Thieriot bei Ihnen? Ich habe gestern die drei
Bände
„Flegeljahre“ zum Verleger geschikt. Jezt schreib’ ich
Programmen
über die Kunst.] Ein Autor schreibt noch
eine Stunde länger als er
lebt. [Ich wolte
Sie wohnten hier. Ihr stiller gemüthlicher Sin ist
eben dadurch
ein almächtiger und erbeutet, weil er nicht fodert. Leben
Sie wohl, Ihre herliche Natur und Charlottens Tochter sei gegrüst.
Adio cara!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_416.html)