Von Jean Paul an Friedrich Anton Franz. Coburg, 3. November 1803.

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Brieftext

Gnädigster Herzog,

So sehr sonst Schriftsteller ihren Ruhm in der Verjagung des
Schlafes sezen, so sehr find’ ich meinen darin, den Schlaf Ihro Durch
laucht durch einen blossen Rath herzulocken; besonders da jeder Schlaf
die Ausdünstung vermehrt, die gerade Ihre Hauptsorge sein mus.
Wenn mir also der glükliche Erfolg die Freiheit zu einem volständigen
Rathe ertheilt: so wäre der meinige dieser: am Morgen zum Es
Frühstük einige Gläser spanischen oder ungarischen Wein oder Bischof
— Mittags zum Essen die leichtern französischen Weine — zwischen
dem Diner und Souper das stärkste Bier — abends Thée mit Rak —
zum Souper die ältern besten Rheinweine oder stat dieser nach dem
Essen Puntsch, der Ihnen durch seine schweistreibende Kraft vor
züglich dienen wird. Wie die Kälte zunimt — d. h. die Schwächung
von aussen — so kan man mit der Stärkung von innen steigen, und
z. B. Rheinwein in den Puntsch thun. Haben Ihro Durchlaucht sich
nur einmal eine Woche lang in die Gewohnheit des Schlafes zurük
geholfen: so können Sie mit diesen Reizmitteln almählig absezen. Bei
Regenwetter braucht man kleinere, bei Frost grössere. Möge der
Erfolg Ihren Hofnungen und meinen Wünschen entsprechen!


Koburg d. 3 Nov. 1803.
Ihro Durchlaucht
Unterthänigster
J. P. F. Richter

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Kunst- u. Altertümersammlung der Veste Coburg. 4 S. 4°. 247,17 oder Bischof] nachtr.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/IV_417.html)