Von Jean Paul an Friedrich August Rudolf Hans von Oberland. Hof, 29. April 1786.

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Brieftext

[ Hof, 29. April 1786 ]

Der römische Stuhl ist iezt schlim daran; aber Ew. Gnaden sind
es noch mehr. Denn wil nicht ieder von Ihnen haben? Der eine ersucht
Sie um Ihre Freundschaft; neben ihm steht ein andrer, der Sie um
Ihren Umgang bittet etc. Einige erwarten Wiz und halten schon die
Ohren auf. Wahrhaftig man treibt es zu arg; nicht einmal Ihre
Glieder wil man Ihnen lassen. Der Friseur hält um Ihren Kopf an;
der Teufel, der am allerschlimsten ist, spricht Sie um Ihre Seele an,
ob er gleich weis, daß Sie sie schon einem bessern Wesen versprochen.
Selbst der König von Sard[inien], der so viel hat, wil verschiednes von
Ihnen haben; die Damen sind am unbegnügsamsten und wollen Sie
gar ganz. Am wenigsten Recht, Sie um etwas zu bitten, hab’ ich
vielleicht, der ich Sie um etc. bitte, der hier noch seltener zu haben ist
wie die Leute, die ihn lesen können. Denn was kan ich Ihnen dafür
geben als die unerhebliche Versicherung etc.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: An Oberland den 29 April. i: Wahrheit 4,68.

Friedrich August Rudolf Hans von Oberland, kgl. sardinischer Hauptmann a. D., gest. 10. Juli 1793 in Hof. Vielleicht Bitte um Swift, vgl. Nr. 173. (i ergänzt 209, 22 „Kardan“, offenbar rein willkürlich.)

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_167.html)