Von Jean Paul an Carl August Matzdorff. Hof, 18. Oktober 1792.
Brieftext
Unter allen närrischen Geschöpfen, die ein Autor malt, ist er selber
das tolste: man muß einer sein (oder von einem einen Brief be
kommen), um sich von der Neugierde einen
Begrif zu machen, mit
der er auf das typographische
Schiksal seiner Leibesfrucht, auf die
Lettern, die Kupferstiche und den ganzen Gipsabdruk derselben
auf
passet. Hat er vollends den Inhalt
ein wenig vergessen und wil ihn
wieder lesen: so ists kaum
auszuhalten.
Ich bitte Sie, mich auch für so närrisch zu halten, und mir einige
Nachrichten von den fatis meines
Abkömlings zu geben. Ich solte Sie
zwar in dem Strudel von
Mesgeschäften, durch den Sie jezt durch
zurudern haben, nicht mit dieser Bitte plagen; aber eben in diesem
Wirbel ist so eine kleine Angelegenheit wie die meinige am
leichtesten
zu vergessen. —
Alles was Freundschaft und Dankbarkeit in eine jämmerliche
epistolarische Empfehlung drängen können, übergeben Sie in meinem
Namen dem H. Hofrath Moriz. — Auch
Ihrem vortreflichen la
Fontaine möcht’ ich mich hier empfehlen, der weniger als der
franzö
sische Fabulist auf die Namensvetterschaft
sich ein[zu]bilden hat. —
Ich habe die Ehre zu sein mit besondrer Hochachtung
gehors. Diener
Fried. Richter
[Adr.] An die vornehme Mazdorfische Buchhandlung in Berlin.
Frei.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_411.html)