Von Jean Paul an Amöne Herold. Ohne Ort, 11. April 1793.

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Brieftext

Am Donnerstag nach der Beschreibung des Elysiums
d. 11 Apr. 93.

Es gab eine Hand, die ich halten wolte bis meine zerstäubte — es
gab eine Freundin, der ich zu viel gegeben, die mir zuviel genommen
— es gab eine die mich eben so viel Thränen der Freude als des
Kummers kostete — es gab eine, zu der ich in einer elysischen Minute
sagte: „und wenn ich selber einmal sage und versichere, ich hasse dich,
„so ist es nicht wahr“ —


Ist sie nimmer? hab ich so schon versichert? hab ich mich kalt gestelt?
— — Ja sie hat es, und ich hab’ es — —


Aber ich allein (und sie nicht) sag in meinem einsamen Zimmer mit
flutenden Augen: du liebst sie doch und ewig und ewig und ewig

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 1. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1956.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. 1 S. 4°. J: Wahrheit 4,315. 383,8 einmal] nachtr. versichere] aus schwöre 10 versichert] aus gesagt

Vgl. Nr. 413†. Nach J ist der Brief — der vielleicht gar nicht abgesandt wurde — an Karoline Herold gerichtet, mit der Jean Paul aber erst Ende 1793 intimer wurde, vgl. Nr. 445†. Auch Renate Wirth kommt wohl nicht als Adressatin in Betracht, da das Verhältnis zu ihr weniger stürmisch war.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/I_425.html)