Von Jean Paul an Frau von Boguslawski. Dresden, 30. Mai 1822.
Brieftext
Ihre schöne Morgengabe von Blumen werd’ ich heute genießen und
magnetisieren, nach dem sie mich magnetisiert. Nur Eine weiße Rose
erlauben Sie mir zurückzubehalten, damit auch mir ein Andenken
bleibe.
Ihre Frage über den in einen dunkeln Krankenkörper eingemauerten
Geist haben schon längst hundert Somnambülen beantwortet,
welche
nach jedem Erwachen ihren geistigen Glanz und ihre
Erhabenheit über
sich und andere einbüßen und mit jedem
Einschlafen alles wiedererhalten,
und zwar jeden Tag. Mithin
konnte der während der körperlichen Ver
finsterung überhüllte Lichtgeist nicht untergegangen sein, weil er sonst
nicht hätte wieder aufgehen können. — Es geh’ Ihnen und
Ihrer
Albertina und Augusta wohl und jeder Morgen bringe
Ihnen Blumen
aller Art!
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_294.html)