Von Jean Paul an Johann Chr. Martin Miedel. Bayreuth, 4. Mai 1825.
Brieftext
Hochzuverehrender Herr Kammerrath! Ein so himmlischer Mai ver
langt auch einen schönen Tempel, wo man ihn anbetet. Sonst
war es Ihr
Garten. Jetzt aber kann ich meiner kranken
Augen wegen nichts von
diesem Tempel gebrauchen als die enge Mönchs Sakristei
oben. Darf
ich Sie nun nicht bitten, mich für einen
Winterapfel anzusehen und mir,
so oft ich in den Garten
gehe, den Schlüssel zur Stube, wo Sie sonst
Ihr Winterobst
aufbewahrten, nur bis 2 Uhr zu leihen, wo er dann
zurück kommen soll? Alles Wintergerümpel darin würde mich nicht
stören. Auch hab’ ich Ihre Güte nur so lange nöthig bis sich
mein
grünes Halbzimmer, die Laube, ganz überzieht.
Verzeihen Sie die Bitte
eines Pazienten.
ergebenster
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VIII_485.html)