Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, Oktober 1816.

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Brieftext

[ Bayreuth, Okt. 1816? ]

Guten Tag, Alter! Nach deiner Arbeit war die meinige sehr
leicht; ich brauchte nur zu kürzen und zu stehlen; — und thats
redlich. An sich hättest du recht gut mir meine Mühe ersparen
können durch deine schon gehabte; und ohne diese hätt ichs zehnmal
schlechter gemacht; denn mir wird dergleichen schwerer als dir, schon
wegen meiner wankenden Unwissenheit der Verhältnisse. — Das
matte Baireut ist nicht Deutschland; also gehört für das Morgen
blatt etwas Wichtigeres. Das an sich Wichtige könnte ja eben so
gut umgekehrt das Morgenblatt aus der bair[euter] Zeitung
entlehnen. Die Hauptsache aber ist, daß die Bürger selber eine
Freude haben sollen, die sie im Morgenblatt schon blos darum nicht
bekommen, weil sie es selber nicht bekommen. — Ich suche mich
immer aus meiner ärmlichen Nachbarschaft, wenn ich etwas schreibe,
dadurch zu erheben, daß ich mir denke, wie diese Nachbarschaft
ungefähr in Weimar oder Berlin aussehen möchte. — Noch etwas:
Graser sagte mir vorgestern: was der Oberst schickt, muß die Zeitung
ohne Weiteres aufnehmen.

Textgrundlage

Jean Pauls sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 7. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1954.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: Berlin JP. 90, 23 Oberst] vielleicht Oberste (vgl. I. Abt., XVII, 231,34 )

Datiert nach Nr. 225f. (Loos), S. zu Nr. 228. Es handelt sich vermutlich wieder, wie 1814 (vgl. Bd. VI, Nr. 932† u. 941), um die Feier des 18. Oktober (Leipziger Schlacht), gegen die von altbayerischer Seite opponiert wurde. Oberst Fritsch war Kommandeur des in Bayreuth liegenden 13. bayr. Infanterieregiments.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_229.html)