Von Jean Paul an Friedrich Waehner. Bayreuth, 12. August 1818.
Brieftext
Die liebevollen Äußerungen Ihres Briefs so wie die wolthätigen
Zwecke Ihres literarischen Plans haben mich sehr erfreuet. Nur
kann ich letzte nicht mit erreichen helfen. Jede neue
Wochenschrift
erwirbt mir vielleicht einen kältern
Freund an ihrem Herausgeber,
weil ich Beiträge abschlagen
muß, zu welchen mir Zeit, Kraft und
Spielraum fehlen; und
nur für das Morgenblatt mach’ ich aus
vielen Gründen eine Ausnahme, unter welchen auch seine
Zensur
freiheit ist. Die eisernen
Banden, in welche die österreichische Zensur
manchen Prometheus schlägt, noch eh’ er nur das Lichtfeuer
vom
Himmel geholt, und damit er keines hole, würden mir
einengend vor
schweben auch bei den
kleinsten tiefsten Flügen, wo ich statt auf das
Feuer auch
nur auf ein kaltes Kaminstück ausginge.
Für die Nachrichten von meinem edeln feuertrunknen Maier
kann
ich Ihnen nicht genug danken. Er allein hat mich richtig
gezeichnet,
obwol zu ernst unter lauter Scherzen der
Sitzstunden. Wer gibt der
Kunst und der Freundschaft einen
solchen liebenden Geist zurück? —
Mög’ er nur schnell
gestorben sein!
Leben Sie recht wol! Vielleicht seh ich Wien einmal und Sie
dann. Nehmen Sie für ein Zeichen meiner Liebe dieses schriftliche
Nein, da ich sonst nur ein stummes
wähle.
ergebener
Dr. Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VII_452.html)