Von Jean Paul an Johann Gottlieb Richter. Bayreuth, 13. Juli 1810.
Brieftext
Lieber Bruder!
Aengstige dich nicht umsonst. Wer bezahlt dir denn sonst deine
Angst? — Du sitzest recht gut und fest im Sattel und ich will schon
sorgen, daß er weich gepolstert wird, und daß man dich daran
bindet
und knüpft und daß du eine Pferde-Mähne
vorbekommst, um dich
im Reiten festzuhalten.
Dörnberg seh’ ich wol zuweilen — wie Sonntags, als ich beim
Minister aß — aber ich rede nicht mit ihm; ich liebe ihn
nicht.
Mit dem Minister Rechberg — einem der redlichsten
hellsten
Minister, die ich gekannt, einem wärmsten
Freunde unseres Landes,
so wie es der König auch ist, der ihn
aus Vorliebe für Bayreuth
geschickt — bin ich sehr oft recht freundschaftlich
zusammen. Allein
eben darum wende ich mich nicht an ihn; eben
so wenig an andere
Bayern, die meine Freunde sind. Denn ich
will frei bleiben —
keinem Minister etwas zu danken haben — er soll nicht
glauben,
daß ich ihn aus Nebenzwecken suche, wenn ich ihn
selber aufrichtig
liebe — folglich will ich so wenig ein Wort
für dich als für mich bei
ihm sprechen. Aber deine Sache läßt
sich sehr leicht machen. Setze an
den Finanzrath Yelin blos
deinen Wunsch auf, in Sparneck zu bleiben
oder wenigstens in eine gleich rentierende Stelle zu kommen
etc. etc.
Eilig.
Lebe wol. Ich grüße deine Frau.
J. P. F. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_303.html)