Von Jean Paul an Friedrich Heinrich Jacobi. Bayreuth, 22. Juli 1810.
Brieftext
Guter Heinrich! Mehr ein Blättchen als ein Blatt hier! Der
alte gute Eisenhammermeister Cloeter — den ich beinahe
begleitet
hätte, wenn Ihr Münchner Vorige
wäret — taugt freilich nicht
in deinen Théezirkel aus Mangel an
Poesie und Philosophie; aber
ich ehre an ihm, der vom
schwarzen Husaren des 7jährigen Kriegs
sich zu einem Amt-,
Kauf- und Land-Mann und zum Vater be
glückter Söhne aufschwang, den scharfen Blick auf Geschäfte,
Leben und Menschen, die Originalität und das redliche Herz
und
weit mehreres, denn ich war Lehrer seiner Kinder.
Dieser soll mir mündlich etwas von dir bringen, damit ich
doch
zwei Antworten auf meinen vorigen und diesen Brief
zugleich
erhalte.
Besonders möcht’ ich, da ich lange in politischen Kümmernissen
deinetwegen gewesen, etwas mündlich wissen nicht so wol über die
Geisel der Fürsten — wie sich der alte
Aretin nannte — als über
die Geisel der Geister-Fürsten.
Koeppens Buch hat mich überraschend erquickt; und ich
habe
daher Auszüge und Lobsprüche nach Heidelberg geschickt. —
Warum machst du uns durch die elegante Zeitung zu den
Tantalis
der „innern Offenbarung“?
Lebe wol! Ich bin jetzt mit euch Münchner Protestanten
sehr
vereinigt — durch einerlei Zepter.
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_314.html)