Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 2. Januar 1811.
Brieftext
Guten Morgen, Freund im neuen Jahre! Die Broschüre gefällt
mir
in so fern sehr als mir alles gefällt, was den Regenhimmel
dieser Zeit nicht zu einem Gewitterhimmel anschwärzt. Indeßen
wärs mir doch lieber, wenn es viel gründlicher wäre......
So
weit hab ich am Morgen geschrieben ehe Sie geschrieben.
Selber
die despotischen Franzosen haben mich im Kriege
nicht so empört
als die Baiern im Frieden; so muß man denn immer die Zähne
blos knirschen, die sich durch kein Beißen wehren dürfen. —
Th[ie-
riots]
Brief ist schön; und sein Gefühl und Anschauen rein und tief;
aber man erhält doch wenig mehr aus solchen
Allgemeinheiten
und Abgerissenheiten als man schon
mitbringt. — Meine Frau ant
wortete mir heute; sie geht denn auf Berlin. Sie grüßt Sie herz
lich. Wann kann ich ihr denn nächstens antworten, da sie Geld
braucht? — Ich hatte heute so viele Schreib- und Haushaltungs
Arbeit, daß ich Ihnen Ihre Scheine erst später schicke. Hier
der
Interims Schein: „Herr Emanuel hat mir alle Zinsen meines
Kapitälchens
bezahlt, sage heute den 2ten Jenn. 1811.“ Gute
Nacht, Lieber!
N. S. Des Teufels möchte man werden über die baiersche
Despotie; so ist ja keiner auf 1 Tag lang seines Vermögens
sicher.
Wi[e]der meine böse 2. Sie wissen, es mußte
schon ein Vor
gänger vor Christoph
fort.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_423.html)