Von Jean Paul an Franz Wilhelm Jung. Bayreuth, 21. Januar 1811.
Brieftext
Noch vor Ihrer Antwort auf mein Blättchen vom 5ten, send’
ich
Ihnen wieder eine, obwol kleinste Lieferung für das Museum, welche
ich Sie bitte, der Behörde zu übergeben. Mein Herz und
mein
Glaube und mein Dank und mein Wunsch haben den
kleinen Auf
satz geschaffen, der wenigstens
Einem Menschen die höchste Freude
gewährt — dem Verfasser.
Aber ich rechne Sie zum zweiten, den
die Freude über den
Großherzog erfreuet, und alle brave Frank
furter zu den übrigen Mitfreudigen. In der
Geschichte wird es
künftig nicht mehr heissen: ist
kein Dalberg da? — sondern: er
war
da und blieb da, denn jedes deutsche Herz war sein Thron.
Der Himmel gebe, daß ich Ihn einmal sehe. Wir würden uns
leicht verstehen; denn schon im 20ten Jahre las ich freudig
seine
Ideen „über das Universum“.
Meine Seele verfinstert sich, wenn ich an jene lichte Zeit gedenke.
Aber ich bin so sehr als von meinem Dasein vom Aufgang einer
deutschen Sonne, wenn auch hinter Morgengewittern überzeugt.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_446.html)