Von Jean Paul an Christian Otto. Bayreuth, 20. April 1813.
Brieftext
Guten Abend, alter Georgius, dessen Gegenwart wie Namen
heiliger (vid.
Kalend. d. 18 Apr.) in letzten fiel! Deine beiden
Aufsätze haben mir 10 mal mehr Lust und Lehre gegeben als
du
— Gott weiß aus welchen neuesten Vorurtheilen —
voraussetztest.
Deine — eben so klare als kurze —
Finanzdarstellungen sind zugleich
ächthistorische; und erst
durch diese gewinnt man den Blick über
jene. Besonders
erfreueten mich die — oft ironischen — Blicke
S. 56, 63, 66,
67, 79, 80, 88, 92. Jetzo erst versteh’ ich das
Lizenzen-Unwesen, das wider Willen und wider Sprichwort summam
injuriam summum jus
werden läßt; und überhaupt versteh’ ich ein
zelne ausgerissene Redesätze 〈Diskurssätze〉, die du mir ohne Schluß
kette anhängen wolltest. Heller und besser
als die Bestimmung
des Geldes und deine Weißagung über das
verarmende Frankreich
neben dem verarmten Deutschland kann nichts sein. Hätt ich
es
freilich im Mspt gelesen, so wären einige kurze
Zweifel, wo du
Geld und Produktentausch oder wo du Metallgeld
meinst, weg
geblieben. Übrigens hast du
den eigentl. ewigen Gesichtpunkt ge
geben:
Geld ist Überschuß der Tauschware. — Ich bitte dich daher
um
die Vorsetzung dieser Fortsetzung, nämlich um den Anfang. —
Überall ist die Darstellung kurz und
recht.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_751.html)