Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 21. Mai 1814.

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Brieftext

[ Bayreuth, 21. Mai 1814 ]

Mein Guter! Theilen Sie auch meine Schmerzen. Aber mein
Gewissen hat zu meinem einzigen Troste keine über die gute Ma
rianne,
aber mein Herz. Ihr Wesen zog sie in die Tiefe hinab
und da ein solches Grab durch den Erdboden durchkann, so ist sie
nur auf andere Art im Himmel — — Wann seh ich Sie heute?

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 6. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1952.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: SBa. Präsentat: b) 21t Mai 1814. Auf der Rückseite von Emanuels Hand mit Blei: „Calledonia / Goerres über Napol.“ J: Denkw. 1, 261.

Mit Mariannens Abschiedsbrief (an J. P. IV. Abt., VI, Nr. 241), worin sie anzeigte, daß sie, nachdem ihre Mutter vor zwei Monaten gestorben und ihre Schwester versorgt sei, nunmehr „eile, von einer Welt endlich wegzukommen, wo ich so unbegreiflich fehlen mußte“. Wenn er diese Zeilen lese, sei sie gewiß tot, und er solle sich darüber freuen und sie nicht gar zu sehr verachten. Sie hatte sich am Abend des 17. Mai in den Rhein gestürzt, war noch lebend herausgezogen worden, aber am nächsten Morgen verschieden.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/VI_879.html)