Von Jean Paul an Renate Otto. Bayreuth, 25. Januar 1807.
Brieftext
Meine gute Renate! Ich erfülle freilich mein Versprechen später
als Sie meine Bitten; aber dießmal verzögerte der Buchhändler
und der Krieg; denn heute erst bekam ich, was ich Ihnen
heute
schicke. Es sind unzählige Druckfehler im Buche — ¼
ist gar noch
nicht angezeigt —; aber wol wär’ es gut, wenn Sie das
angezeigte
¾ von jemand vorher korrigieren ließen, da doch
eine Frau leichter
und lieber alle fremde Fehler — sogar
eigene — verbessert als ge
druckte.
Ich hoffe, der Frühling wird mir geben, was mir der Herbst
genommen — den Besuch Hofs. Die blutigste Zeit ist wahrscheinlich
dem magern Deutschland schon vorüber. Ich wüßte auch nicht,
was
dessen Gerippe noch werden könnte, es müßte denn ein Schatten
sein.
Ich meines Ortes bin hier — in dem etwas einfältigen kahlen
Orte — weder Gerippe noch Schatten, sondern der Bayreuther
Herkules. Ich spreche vom Körper.
Ich grüße herzlich Ihre Eltern und Ihren Christoph. Seine
neuliche Erscheinung wäre mir noch erfreulicher gewesen, wenn
er
sie wiederholt hätte; aber leider hatt’ er sie
mir nur — versprochen.
Ich merke, es gibt keinen Ort, ihn und
seine Kinder zu sehen, als —
an Ort und Stelle, in Hof. Leider ists mit Ihnen noch mehr
der
Fall. Leben Sie wol, gute mit alter Freundschaft
fortgeliebte
Renate, gute Seele, gutes Herz! — —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_316.html)