Von Jean Paul an Johann Gottlieb Richter. Bayreuth, 2. Juni 1807.
Brieftext
Lieber Bruder! Freude wird dir das Briefchen von Samuel
geben,
das mir gestern der Oberlieutenant Schleicher gebracht. Er er
zählte mir noch, daß S. jetzt Sekretair bei dem Oberst v. Stengel,
Kommandant des Regiments Prinz Jeromy
[!], gewesen und Geld
verdient, der ihn an Ende zum Offizier hinaufheben kann.
Ich
fürchte nun nicht für sein Leben, zumal da die
Hoffnungen des
Friedens — auch durch diesen Lieutenant
— sich immer mehr
wiederholen; und da besonders der allmählige
Zerfall Schwedens
und Rußlands mit dem egoistischen England ihn vorbereitet.
Auch
an dich hatte S. auf seiner
Gruß-Liste Der Lieutenant zeigte mir den Zettel und
bedauerte, daß er vor dir vorbei gereiset, ohne
es gewußt zu haben. einen Gruß aufgesetzt, wenn
du
anders noch der Rendant von Sparnek bist, den er da nennt.
Übrigens mache dir — Requisizionen ausgenommen — keine
Sorge
über den Krieg; nur französische Retraite wäre für uns
ver
wüstend; aber sie wäre — gesetzt man
siegte jeden Tag — in ganzen
Jahren nicht möglich bis zu uns
herein. So lange dauert indeß dieser
wegfressende
Flammen-Krieg nicht.
Wie geht es dir, deiner vortrefflichen Frau und deinen Kindern?
Wäre nur Friede, man könnte eher einen Freudensprung machen
—
oder eine Lustreise — oder sonst einen Spaß.
Gehabe dich wol und sei mit allen Deinigen herzlich gegrüßt!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_366.html)