Von Jean Paul an Emanuel. Bayreuth, 22. Januar 1808.
Brieftext
Guter Emanuel! Da ich jetzt in so fern wieder bei Cassa bin,
daß ich jede Minute 100,
200, 300 rtl. von der Cottaischen be
ziehen kann: so bitt’ ich Sie bis zur
Rückkehr Ihres H. Bruders —
Sie müßten denn selber meine Anweisung zu 150 rtl. pr.
gebrauchen
können — mir 20 rtl. pr. zu leihen. Todtschinder will Geld für
seine Waren in seinem heutigen Billet. Das Tramplerische Bier
bekommt mir unerwartet — für mich und Todtschinder — gut.
Meine C[aroline]
hat mir Ihre Nachqualen erzählt, mit welchen
wahrscheinlich Ihr Religionsvolk die tiefern Qualen
übertäuben
will. Aber so innig auch ich Ihre kindliche und religiöse
Bequemung
verehre: so setz’ ich doch dazu: die
Seele, hinter welcher es geschieht,
steht über noch höhern Vorurtheilen als die jüdischen sind,
und ist
weder Jüdin, noch Christin und sieht das treue Herz
des Sohnes
offen und treu, wenn es auch keine Thräne
vergi[e]ßt, geschweige
kein Übriges nachthut.
N. S. Morgen früh werd’ ich das Geld holen lassen, — sogar die
Repetieruhr — sobald Sie bejahen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_467.html)