Von Jean Paul an Johann Friedrich Vieweg. Bayreuth, 20. November 1808.
Brieftext
Den 20ten August schrieb ich Ihnen, daß ich eine
Fortsetzung der
Friedenspredigt ausarbeitete und daß ich über deren
buchhändle
rische Einkleidung — ob als Taschenbuch
oder als Eingang zu
Fibel — noch schwankend wäre; und ich bat Sie, Ihr Urtheil
auch
in die Wagschale zu legen.
Ihr Schweigen zwingt mich zu zwei gleich unwahrscheinlichen
Wechsel-Voraussetzungen — nämlich daß entweder der Brief ver
loren gegangen oder daß Sie schweigen haben wollen. Letztere
ist
freilich die unwahrscheinlichere. Ich schreibe also
wieder mit der
festesten Rechnung auf Ihre schnelle
Antwort.
Das beinahe vollendete Werkchen enthält größere (lauter zeit
gemäße und zeittröstende) Abhandlungen (z. B. Vorschlag
poli
tischer Trauerfeste, über
Geldnoth, Vorschlag neuer Gesandt
schaften), welche sämmtlich eine alphabetisch-geordnete Reihe
von
Einfällen durchflicht.
Zu einem Taschenbuche ist die Zeit vorüber. Ich hänge also das
Werkchen vornen an Fibel an (unter
gleichen kaufmännischen
Bedingungen), wenn Sie Ja sagen. Dieses oder das Nein müssen
Sie
aber zeitig sagen. Fibel,
der Ihnen gehört, besteht zwar für sich
allein; gleichwol würde
der Friedens VortrabNoch immer wähl’ ich am Titel; das
Obige ist keiner. ihm viel Freunde
ersiegen und
gewinnen.Sie würden mich misverstehen, wenn Sie nur im
Geringsten [
abgebrochen
]
Irgend ein Misverständnis waltet ob, aber nur eines, das ich
leicht mit Einem Worte löse.
Leben Sie wol! Meinen achtenden und wünschenden Gruß an
den
Erz-Deutschen mit dem lateinischen Namen!
ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/V_599.html)