Nr. 113 Ministerrat (23. Juli 1914–22. November 1916)
RS.Reinschrift fehlt; Ministerratsvortrag zu Tagesordnungspunkt V; Wortlaut und Datum der Ah. Entschließung:
Kab. Kanzlei, Protokoll 1916.P. Ehrhart; VS.Vorsitz Stürgkh; anw.anwesend Georgi, Hochenburger, Forster, Hussarek, Trnka, Zenker, Morawski, Leth, Spitzmüller; abw.abwesend Hohenlohe-Schillingsfürst.
[I.–IV. fehlt.]
V.Auszeichnungen Quelle: Ministerratsvortrag Finanzminister in
FM., Präs. Bd. a.Nr. 66 (Vorträge des Herrn Finanzministers im Ministerrat 1916)3.Vortragender Minister: Finanzminister.
An der Spitze jener Persönlichkeiten der Finanzwelt, die an der Lösung der durch den Krieg hervorgerufenen gewaltigen volkswirtschaftlichen und staatsfinanziellen Probleme verdienstlich mitgewirkt haben und durch Ansehen, Besitz und Beratung für die Haltung unserer Industrie und Finanzwelt richtunggebend tätig waren, steht ohne Zweifel der Chef des Bankhauses S. M. v. Rothschild, Louis Freiherr v. Rothschild4. Nicht nur als ständiges Mitglied des Exekutivausschusses des österreichischen Bankenkonsortiums, dem die Durchführung der Kriegsanleihen anvertraut war, wie als Vorsitzender des ungarischen Bankenkonsortiums, in welch letzterer Eigenschaft er die beiderseitigen Interessen verständnisvoll abzuwiegen versteht, sondern auch als Verwalter eines höchst bedeutenden eigenen Vermögenskomplexes, der die ausschlaggebende Beteiligung an einer Reihe von Etablissements umfasst5, die für die Ausrüstung und Bewaffnung unserer Heere geradezu essenzielle Bedeutung besitzen, hat sich Baron Rothschild Verdienste erworben, die den Finanzminister veranlassen, für diesen hervorragenden Vertreter der österreichischen Finanzwelt ein neuerliches Zeichen Ah. Anerkennung von Sr. Majestät zu erbitten. Der ungarische Finanzminister ist diesem au. Antrage vollinhaltlich beigetreten. Der Finanzminister glaubt nicht fehlzugehen, wenn er annimmt, dass Freiherr v. Rothschild durch einen solchen neuerlichen Beweis der huldreichen Anerkennung seines Wirkens angespornt werden würde, sich auch für die Bewältigung jener schweren Aufgaben der österreichischen Staats- und Volkswirtschaft rückhaltlos und tatkräftig einzusetzen, die noch ihrer Lösung harren.
An der Seite des Chefs des Hauses Rothschild und als sein juristischer Berater hat sich auch der Hof- und Gerichtsadvokat in Wien Dr. Johann Ritter v. Mauthner außerordentlich verdienstvoll betätigt. Seine hervorragenden juridischen Kenntnisse und seine unbedingte Vertrauenswürdigkeit haben diesem hervorragenden Anwalt in den einflussreichsten Finanzkreisen Österreichs schon seit vielen Jahren ganz außergewöhnliches Ansehen gesichert. Er wird von einer Reihe der größten Unternehmungen bei Entscheidung aller wichtigen Fragen zurate gezogen und hat sich nicht nur an der seinerzeitigen Sanierung der Aktiengesellschaft R. Ph. Waagner, L. & J. Biró & A. Kurz in hervorragender Weise beteiligt, sondern auch bei der Sanierung der k. k. priv. Südbahn im Jahre 1910 als Kurator der 4%igen Prioritätsobligationen bleibende Verdienste erworben6. Seinem Einflusse ist es zu verdanken, dass sich seine große und höchst kapitalkräftige Klientel an den Zeichnungen auf die Kriegsanleihen in hervorragender Weise beteiligte. Eine nicht minder ersprießliche und anerkennenswerte Tätigkeit entfaltete er zugunsten der Kriegsfürsorge und des Roten Kreuzes.
In besonderer Weise wurde die Tätigkeit des Prokuristen des Bankhauses Rothschild, des Ingenieurs Richard Pollak, seitens des Kriegsministeriums und Handelsministeriums hervorgehoben. Dieser anerkannte Fachmann auf dem Gebiete der Eisen- und Stahlerzeugung ist seit 4. Februar 1915 als Referent bei der Metallgruppe der 7. Abteilung des Kriegsministeriums eingeteilt, zu welcher Dienstleistung er sich freiwillig gemeldet hat, ohne hiefür irgendwelche Bezüge zu beanspruchen. Trotz seiner während des Krieges naturgemäß erhöhten Inanspruchnahme in seiner Zivilstellung leistet er dem Kriegsministerium in seinen freien Stunden in uneigennützigster Weise und mit größter Umsicht hervorragende Dienste und hat sich durch dieses patriotische Verhalten die besondere Anerkennung des Kriegsministeriums erworben.
In Würdigung des patriotischen und verdienstvollen Wirkens dieser Männer beabsichtigt der Finanzminister – nach in kurzem Wege gepflogenem Einvernehmen mit dem Kriegsminister und Handelsminister bezüglich Pollaks bzw. mit Zustimmung des Eisenbahnministers und Justizministers hinsichtlich Mauthners – für Louis Freiherr v. Rothschild die Ag. Verleihung des Großkreuzes des Franz-Joseph-Ordens, für Dr. Johann Ritter v. Mauthner des Komturkreuzes des Franz-Joseph-Ordens und für Richard Pollak des Offizierskreuzes des Franz-Joseph-Ordens Ah. Ortes in Antrag zu bringen und erbittet hiezu die Zustimmung des Ministerrates7.
[VI. fehlt.]
How to cite
Die Ministerratsprotokolle 1848–1918 (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/mrp-static/MRP-3-0-08-1-19160824-P-0113.html)