Eintrag in ein Stammbuch. Von Jean Paul an Wilhelm Körte. Halberstadt, 25. Juli 1798.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Der Mensch in den Nebeln der Weltgeschichte glaubt, der Unend
liche sei verdunkelt, ob es gleich nur die Erde ist; eben so sehen wir für
eine Sonnenfinsternis an, was eigentlich eine Erdfinsternis ist. —

Die Bücher vermehren nur das Licht, nicht die Gluth, wie die
Brengläser den Mondschein nur heller machen, aber nicht warm.
Wie der Riese Antäus, finden wir alle erst aus der Mutter-Erde die
Kraft durch Handlung und Kampf. — —

Geliebter Bruder der geliebten Schwester! möge Sie dieses
Blätgen an meinen Glauben und meinen ephemerischen Durch
flug erinnern! —

Halberstadt d. 25. Jul. 98 .
Jean Paul Fr. Richter


Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: DLA, Marbach; ehem. Dr. Fr. Placzek, Berlin. 1 S. quer 4°. 75,21 ob es gleich] aus wennes eben so] aus und auch hier galten

Der Empfänger ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus KörtesBericht über Jean Pauls Besuch in Halberstadt (Persönl. Nr. 50). FriedrichHeinrich Wilhelm Körte (1776—1846), der spätere Herausgeber vonGleims Leben und Werken, war der Sohn des Pfarrers Andreas MatthiasChr. Körte in Aschersleben (s. 78, 24 f.), des zweiten Gatten von GleimsNichte Christiane Friederike, also ein Großneffe des Dichters und Stiefbruder von Luise Ahrends (Nr. 115†). 75, 25 f. Vgl. 77, 36 f. und Bd. II,219,20f.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_112.html)