Von Jean Paul an Karl Fischer. Leipzig, 7. September 1798 bis 8. September 1798.
Brieftext
Meine Reise, die den 22. Aug. durch Jena nach Weimar gieng, ver
zögerte diesen Brief und hätte Ew.
Wohlgeboren den Ihrigen er
sparen
können.
Eben erhalt’ ich Ihren zweiten. Das Schiksal entschuldigt den Ge
brauch, den Sie von Ihrer Vermuthung
meiner Theilnahme machten.
Aber so wohl meine Moralität als
meine Verbindlichkeit gegen das
Publikum verbieten mir,
mich einen Herausgeber zu nennen, indes ich
keiner
bin; denn ein Approbator und Durchseher ist noch keiner. Allein
ich wil, um meine sympathetischen und Ihre litterarischen
Wünsche in
etwas zu stillen, einen Appendix von Briefen
dazu machen. Sie können
dan auf dem Titel es anzeigen. Ja
sogar eine Vorrede würd’ ich
machen, wenn ich das Mspt
gelesen und — bewundert hätte.
Dieser Appendix wird Ihnen die Zurechtweisung des Publikums,
dem Sie mich als Herausgeber ankündigten, leichter machen.
Bis in die Mitte des Oktobers bleib’ ich in Leipzig; und
ich werde
mit Vergnügen Ihre nähere Bekantschaft machen. Möge das
reiche und
doch oft karge Schiksal die Wunden, die Ihnen
die Inhumanität der
Menschen gab, durch die
Humanität derselben wenn nicht heilen doch
stillen!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_126.html)