Von Jean Paul an Christian Heinrich Schütze. Weimar, 9. Dezember 1798.
Brieftext
Wie durch einen breiten tiefen Morgennebel streck’ ich meine Hand
über 15 Jahre und fasse damit deine wieder, aber ich mus
schon sagen:
guten Tag! da nur der Jüngling sagen
konte: guten Morgen! So hel
ist dein liebes Bild auf meine
Vergangenheit gemalt. — Seit deiner
Unsichtbarkeit. Lasse
mich so alt werden wie Homers Werke: so fehlen
mir doch ein paar Säkula um alle meine Entwürfe in und vor mir zu
edieren. — Terziensein — Die Heide würde meine Augen
aushungern.
— von von — Ich habe mir
einen freien lichten Lebensweg durch einen
sehr dicken Forst
gehauen und meinem Glük fehlet nichts als eine
Theilerin —
den kritischen Augen-, Ohren- und andern Fellen —
— durch das
Grabloch in die Unsterblichkeit hinunterschauen. — Auf
der
Erde mus alles gesagt, beleuchtet werden; die mitlere Entfernung
aus der kleinsten und grösten ergiebt sich dan schon von
selbst. Der
Offizin und Makrobiotik in meinem Kopf verdank’
ichs. Ich verachte
das Leben blos so daß ich alles darin entbehren und
geniessen kan. Das
Beste darin ist unsere jugendliche Meinung
davon. Die Entzückung
möge dein beklommenes Herz aufsuchen
und darin alt werden. Dein
Leben sei wie das Erwachen
eines Menschen, der von einem Traum
innig seelig ist und ihn
nicht mehr weis.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_168.html)