Von Jean Paul an Adam Gottlob Detlev Graf von Moltke. Weimar, 9. Dezember 1798.
Brieftext
Glüklicher! Auch mich haben Sie dazu gemacht. Die drei Feiertage
des Lebens in Leipzig mit Ihnen und den Ihrigen standen
bisher als
eine fortgerükte Abendröthe in — Norden gemalt, und ich sah oft
nach dieser Aurora der
Erinnerung; aber jezt trit Ihre freudige Nach
richt wie eine junge Sonne aus der
stillen Wolke.
O ich möchte, nach den Stunden des Schmerzes, der der Natur ein
Menschenleben abkauft, in die entzükten Augen des Vaters und
der
Mutter geblicket haben! Sie waren nicht trocken. — O
weiche sanfte
Auguste! wie gönn’ ich deinem stillen Herzen den heiligen
Himmel, den
es hat und giebt, und den neuen Geliebten, den es
weinend an sich
drükt! —
Zu meinem Danke für Ihre Nachricht hab ich nichts zu sezen als
meinen Wunsch, ein Zeuge zu sein, wovon aber die Erfüllung mehr
von mir zu erwarten ist als von Ihnen. Ach käm’ ich einmal!
Ich habe
in diesem Holstein so viel!
Dieses Blat geht mit einem schon zweiten Brief an Jacobi.
Geben Sie mir aber jezt Nachrichten von häufigern Freuden als so
grosse sein können! Ihr zweiter Erstgeborner wird, so wie nur
(wenn
ich so seltsam vergleichen darf) die erste Perle der
Kleopatra zergieng,
die zweite aber als Schmuk an der Venus Urania im Pantheon
blieb,
er wird und sol bleiben und trösten und erinnern und immer
erfreuen.
Und nun leben Sie seelig fort, Theuerster! Und Sie, unvergesliche
Auguste! Und Sie, ihre Seelenschwester! Und nichts Gutes
vergehe in
und um uns! —
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_169.html)