Von Jean Paul an Dorothea Elisabeth Feind. Weimar, 12. Februar 1799.
Brieftext
Eine gegenseitige Verrechnung hat uns leider, Madam, geschieden;
aber ich hoffe nur merkantilisch — Sogar merkantilisch nicht
auf immer;
da ich Ihnen, sobald ich Zeit einmal zum Machen
erobere, wenigstens
ein Büchelgen (stat eines Buchs)
auf Ihre vorigen Bedingungen an
bieten werde. Indes that es mir unter der Volendung des Buchs
bei
den Stellen, die ich lieben konte, wehe, daß sie nicht für
Sie gehörten.
Nur die Rüksicht auf so geliebte Menschen konte
mich bewegen, eine
Lieblingsschöpfung auszusezen, oder —
merkantilisch zu reden — die
Arbeit für 5 L. mit einer
für 3½ zu unterbrechen. Aber es sei vorüber
und vergessen!
—
Es ist nicht recht, daß Sie mir nicht antworteten, zumal da mein
übriger Briefwechsel mich so wenig daran gewöhnet hat.
Die Absicht dieses Briefs ist, Sie zu bitten, daß Sie mir meine
200 rtl. in keinen Kassenscheinen senden sondern baar, da ich
jezt Scheine
genug habe. Damit aber hier nicht wieder ein
böser Genius aus dieser
Bitte eine andre misverstandne mache:
so sag’ ichs lieber gerade
heraus, daß ich das Geld jezt
nicht brauche, sondern erst zur Ostermesse.
Grüssen Sie mir Ihre 2 lieben weiblichen Herzen, denen unsere
scharfe Klippe hart wird vorgekommen sein, und Ihren
lieben guten
Gatten. Und antworten Sie mir und leben Sie
froh!
N. S. Sagen Sie meinem geliebten Thieriot, er möge mein
Schweigen nicht misverstehen, sondern seines wieder
aufheben.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_208.html)