Von Jean Paul an Christian Felix Weiße. Weimar, 10. Juni 1799.
Brieftext
Wenn Sie, Verehrtester, mein Schweigen vergeben haben, so ver
zeihen Sie auch mein Schreiben. Denn ich wil leider etwas
damit von
Ihnen haben — nämlich eine Bouteille Wein.
Ernstlicher! Meine Freundin, die Frau unsers Herders, weis für
ihre Nerven
keine[n] offizinellern Wein als den
Zyper-Wein. Ich habe
vergeblich darum — weil hier keiner ist — nach Hof an einen
Griechen
geschrieben. Da Sie nun über den Wein-Zehend und Zol
aufsehen,
so haben Sie vielleicht Gelegenheit meine Bitte
zu erfüllen, daß Sie
irgend jemand veranlassen, mir
einstweilen unfrankiert auf der Post
1 Bouteille, was sie
auch koste, eilig zuzusenden. Vergeben Sie diese
geringfügige
Bitte meiner Liebe gegen ein Haus, das ja auch die
Ihrige hat.
Haben Sie meine gedrukten Briefe gesehen? Die Frau v. Berlepsch
flog am Mitwoch wie ein Adler fort auf die schottischen
Gebirge.
Wie gefiel Ihnen Herders Metakritik? Andere Antworten und die
an Ihre schöne Dorothea versparte und verspar’ ich auf meine
Reise
nach Hof, die über Leipzig geht.
Leben Sie froh, Geliebter, unter Ihren Frohen und geben Sie allen
meine herzlichsten Grüsse!
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_277.html)