Von Jean Paul an Schloss Schwarzburg-Rudolstadt. Schwarzburg-Rudolstadt, 27. August 1799.
Brieftext
Die Ströme suchen die Tiefe. Der unsers Lebens sucht die Höhe und
unsere Wellen fliessen hinauf. Der Berg erhebt das Auge und
das Herz
zugleich und jede Höhe ist ein Thabor, der verklärt.
— Der edle Geist
gleiche dem Riesen der Schweiz, dem Montblanc; wo er
die Erde be
rührt, schmilzt und vergeht er; aber
sein Gipfel wiederholet in der
Nacht die Sonne, und sie
verschönert ihn, und verzehret ihn nicht! —
Alles Erhabene trit in dieser schönen Minute um mich, und
mit der innigsten Dankbarkeit und Achtung wünsche ich
dem
Fürsten, dem ich diesen Tag verdanke, auch
diese Aehnlichkeit
mit Höhen, daß die Gewitter nur unter, nie über ihm bleiben,
und das
Sonnenlicht immer an ihm.
Schwarzburg d. 27 August 1799.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_313.html)