Von Jean Paul an Schloss Schwarzburg-Rudolstadt. Schwarzburg-Rudolstadt, 27. August 1799.

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Brieftext

Die Ströme suchen die Tiefe. Der unsers Lebens sucht die Höhe und
unsere Wellen fliessen hinauf. Der Berg erhebt das Auge und das Herz
zugleich und jede Höhe ist ein Thabor, der verklärt. — Der edle Geist
gleiche dem Riesen der Schweiz, dem Montblanc; wo er die Erde be
rührt, schmilzt und vergeht er; aber sein Gipfel wiederholet in der
Nacht die Sonne, und sie verschönert ihn, und verzehret ihn nicht! —

Alles Erhabene trit in dieser schönen Minute um mich, und
mit der innigsten Dankbarkeit und Achtung wünsche ich dem
Fürsten, dem ich diesen Tag verdanke, auch diese Aehnlichkeit
mit Höhen, daß die Gewitter nur unter, nie über ihm bleiben,
und das Sonnenlicht immer an ihm.

J. P. Fr. Richter

Schwarzburg d. 27 August 1799.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

J: Abendzeitung (Dresden), Okt. 1857, S. 235 (am Schluß eines Aufsatzes von J. Eberwein über „Jean Pauls Arbeitsstätte“).

Vgl. 234, 33 –36. 229, 16 –18 Vgl. I. Abt., VIII, 391, 22–25. 21 Fürst: Ludwig II. von Schwarzburg-Rudolstadt (1767—1807), der GönnerSchillers.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_313.html)