Von Jean Paul an Caroline Henriette Susanne Friederike von Feuchtersleben. Weimar, 20. September 1799.

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Brieftext

Kopie
[ Weimar, 20. Sept. 1799 ]

Das Gerücht hat mich oft mit Bändern beschenkt, denen Knoten
und Schleifen fehlten. — Das ist die wahre Geschichte dieser falschen
Geschichte. Gönnen uns die deutschen Wolken einen Nachsommer:
dan flieg’ ich in dieser reinen stummen lauen Zeit, wo alle Frühlings
träume wie auf Bergen um uns stehen, zu dir hinüber um meine zu
erfüllen und deine zu verlangen, wenn ich sie nicht erfüllen kan. Dan
hab’ ich eine Zeit, wie ich sie nie hatte, und du hast eine, wie du sie nie
hattest — Ich sehe lieber Sie als mit Ihnen. — wenn die Abendsonne
in Flammen zerfiel, wenn die hohe Natur oder ein hoher Gedanke
unsere Seelen begeistert und es für uns keine andere Welt mehr giebt
als die innere oder die 2te.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Feuchtersl. 20 Sept. i: Denkw. 2,234×.

Nach IV. Abt. (Br. an J. P.), III.2, Nr. 259 hatte Jean Paul anscheinend bei seinem Besuchin Hof Otto gegenüber noch die Überzeugung vertreten, die Feuchterslebenkönne aus den sehr überlegten und geprüften Worten seiner Briefe nichtauf ernsthafte Absichten geschlossen haben. Die Briefe, die er bei seinerRückkehr von ihr vorfand (vgl. 233, 10 ), ließen vermutlich das Gegenteilerkennen, indem sie den Eindruck widerspiegelten, den das Gerücht seinerEisenacher Verlobung (vgl. 234, 20 ff. und IV. Abt. (Br. an J. P.), III.2, Nr. 248) auf Karolinegemacht hatte.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_314.html)