Von Jean Paul an Caroline Henriette Susanne Friederike von Feuchtersleben. Weimar, 21. Oktober 1799.
Brieftext
Ich sehe die Glüksräder ruhig drehen. — Diese Verdoppelung des
Herzens macht die Pflichten zu Freuden und die Freuden zu
Pflichten
und das Leben leicht und ewig. Mich reuen die
Jahre, die zwischen uns
durchgeflogen, eh unsre Herzen an
einander waren. Das Leben ist kurz
und wird verkürzt: welche
Macht kan uns die Tage vergüten, die wir
getrent verlieren?
Die Einsamkeit sei im Grabe, aber nicht vorher.
—
Indier, Dichter und Frauen suchen wie Bienen den Blumenkelch
wie einen Freudenkelch — tragbarer Frühling (Sachet) — O du,
wenn ich dich nur in
der Minute (des Briefempfangs) hätte, damit ich
an deiner
Brust zergienge, die Augen vol Freudenthränen zu dir hinauf
geschlagen. — Ich kenne dich und mich; wir werden nur mit
einander
glüklich.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_332.html)