Von Jean Paul an Johann Christian Hohnbaum. Weimar, 21. Oktober 1799.
Brieftext
Lieber Wort- aber nicht Tauf- und Freundschaftsbund-Brüchiger!
— Und doch hoften wir alle so sehnsüchtig, zumal die, denen Sie nicht
viel öfter als die Jahrszeiten erscheinen. Ich bitte Sie, da
Sie dem
Herbst nicht nachgeschlagen, ahmen Sie wenigstens dem
Winter nach
und — kommen Sie. Wie kan man eine Seele wie Caroline solange
blos denken, ohne sie zu hören?
Was ich aus dem Hause mitgenommen — ausser den holdesten Er
innerungen — wissen Sie wohl schon, die freudige Auguste nämlich.
Nur neben dieser Wegreisenden war ich kein Wegreisender,
sondern
immer im Wagen so froh als wär’ ich im
Erbprinzen.
Mein guter Hohenbaum! ich bin Ihnen recht gut, und der ganzen
Büste Ihres innern Menschen, die vom Kopfe bis zum Herzen
geht.
Ich möchte Ihnen ausser dem mündlichen Rath noch diesen offizinellen
geben, daß Sie bei Ihren Ferien des Herzens — die blos von
den
frühern der Lunge kommen, deren Bewegung an der
Wilkühr des
Geistes hängt und deren Stocken im Schlafe also
diesem heimfält
— noch Lungenstärkende Mittel wie das
isländische Moos etc. ge
brauchten. Das Herz d. h. die linke
Herzkammer stokt, weil die Lunge
stokt.
Mög’ ich in Ihren Herzenskammern bleiben wie Sie in meinen
wohnen! Und das Schiksal lasse immer nur freudig wallendes Blut
in Ihre ein! —
N. S. Grüssen Sie H. R. Wagner recht sehr.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_331.html)