Von Jean Paul an Emilie von Berlepsch. Weimar, 11. November 1799.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Kopie
[ Weimar, 11. Nov. 1799 ]

Manches Leben [ist] ein Wechsel zwischen Polarnacht und Polar
tag. Warum glüht unter jedem Paradies eine Hölle? Jedes edle Herz
ist wie die Erde soleil encrouté; aber wer bricht die Rinde weg? Sie
haben gefunden was ein Weib noch seltener findet als eine Freundin
— einen Freund. — Das Schiksal scheint Sie auf eine steile Höhe, um
welche Abgründe rauchen, zum lezten aber kalten Engel geführt zu
haben, der hart zu Ihnen gesagt: liebe wie ich und nicht wie sonst.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Berlepsch 11 Nov. i: Denkw. 2,124. B: IV. Abt., III.2, Nr. 263. A: IV. Abt., III.1, Nr. 286.

Angekommen etwa 6. Dez. Vgl. 248, 21 ff. Emilie hatte bald nach ihrerAnkunft in Schottland einsehen müssen, daß sie sich in MacdonaldsCharakter und in der Hoffnung, seine Gattin zu werden, bitter getäuschthatte. Sie war, da ihre Anwesenheit in seiner Pfarrwohnung in AutratharAnstoß erregte, zu seiner Schwester nach Edinburg gezogen. Wie aus A hervorgeht, teilte Jean Paul ihr hier seine Verlobung mit und bot ihr einAsyl in seinem künftigen Heim an.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_346.html)