Von Jean Paul an Christian Otto. Weimar, 20. Dezember 1799.
Brieftext
So hab ich denn 2 verdrüsliche Ewigkeiten lange Passionswochen
des Lebens mit dem Passen auf das Pestizer Wochenblat
verbracht
und noch eine steht bevor — der Buchhändler passet auch
darauf
— mein Arbeitsreglement ist gestört — — Ich bitte dich um
alles,
send’ es mir — wie auch die Umstände seien — sogleich mit der
schnelsten Post und
die Briefe.
Ich habe seitdem eine 40 Seiten lange Satire und Widerlegung
gegen Fichte gemacht — Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana
—,
die hineinkomt. Ich habe alle seine Werke auf meinem Tisch
und kenne
sein polytheistisches System, das niemand aus der
Appellazion erräth
und kaum aus ihm ohne Kentnis des Spinoza. Ich sende die
Satire an
Jacobi, um gewis zu sein, daß ich nicht fehlgreife
und fehlschlage.
Zu Neuigkeiten hab ich heute nicht Lust und Zeit. Mein Verhältnis
in Hildburghausen hat jezt seine
Krisis; es ist den Verwandten förm
lich angesagt.
Samuel bekomt nichts mehr, aber die Anzeige stehe an, bis
er
— davon läuft. Ich mag seiner ganzen Lebensbahn nicht
schaden da
durch. Dein Albrecht braucht
ja nur Meier zu sagen, ihm nichts zu
leihen und andern abzurathen.
Warum mus ich mit einem so dummen Brief das Jahrhundert
schliessen? Trete froh in ein frohes! Deine Schwester sei glüklich und
ihr alle!
Du hast doch den Brief mit Jacobi Taschenbuch bekommen?
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_363.html)