Von Jean Paul an Rosalie Sophie Marie von Feuchtersleben. Weimar, 24. Januar 1800.

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Brieftext

Kopie
[ Weimar, 24. Jan. 1800 ]

Ich wünsche, daß ich das Erscheinen des Briefs so gut entschuldigen
könne als das Verzögern desselben. Mein Innerstes sagte mir oft,
mich kindlich an die mütterliche Hand zu wenden, aus der ich entweder
das gröste Glük empfange oder den grösten Schmerz. — Ich bin ihr
die Beruhigung über die äusseren Verhältnisse schuldig, die eine ge
liebte Tochter, welche die schönsten verdienet, theilen sol. etc. O dieses
schuldlose Wesen verdient keine Schmerzen. Algütiger, gieb ihr keine
neuen, sie wurde so oft im Frühling des Lebens verwundet und beraubt
— so viele Gräber geliebter Menschen hast du vor ihr aufgethan und
sie ihrem eignen so nahe gezogen — ach sie verträgt keine tiefe Wunden
mehr — bringe sie in die verzeihende Umarmung der zärtlichen
Mutter und beglücke sie beide.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Frau v. Feuchtersl. 24 Jenn. i: Denkw. 2,238.

Angekommen 31. Jan. Vgl. 290, 7 und IV. Abt. (Br. an J. P.), III.2, Nr. 307. Ernestinevon Beck hatte am 17. Jan. Jean Paul aufgefordert, sogleich an KarolinensMutter einen Brief desselben Inhalts wie an sie (Nr. 382) zu richten, umderen Bedenken wegen seines (künftigen) Aufenthalts und seiner Finanzenzu beheben. 281, 9 f. Vgl. 107, 24 f.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_388.html)