Von Jean Paul an Rosalie Sophie Marie von Feuchtersleben. Weimar, 24. Januar 1800.
Brieftext
Ich wünsche, daß ich das Erscheinen des Briefs so gut entschuldigen
könne als das Verzögern desselben. Mein Innerstes sagte mir
oft,
mich kindlich an die mütterliche Hand zu
wenden, aus der ich entweder
das gröste Glük empfange oder
den grösten Schmerz. — Ich bin ihr
die Beruhigung über die
äusseren Verhältnisse schuldig, die eine ge
liebte Tochter, welche die schönsten verdienet, theilen sol.
etc. O dieses
schuldlose Wesen verdient keine Schmerzen. Algütiger, gieb
ihr keine
neuen, sie wurde so oft im Frühling des
Lebens verwundet und beraubt
— so viele Gräber geliebter
Menschen hast du vor ihr aufgethan und
sie ihrem eignen so
nahe gezogen — ach sie verträgt keine tiefe Wunden
mehr —
bringe sie in die verzeihende Umarmung der zärtlichen
Mutter
und beglücke sie beide.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_388.html)