Von Jean Paul an Auguste Schlichtegroll. Weimar, 25. Juli 1800.

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Brieftext

Weimar d. 25. July 1800

Unsichtbare und Stumme! Beides war ich zwar auch, aber das
erstere bedauer’ ich am meisten. Welch goldene und Juwelen-Stunde
hätten wir hier zusammen haben wollen, Theuere! Aber warum
wolten Sie überraschen? Dadurch wurden Sie es selber. Ich ahme Sie
nicht nach; daher schreib’ ich dieses Blat, um Sie zu fragen, ob Sie
in den nächsten 14 Tagen zu Hause sind, weil ich Sie sehen wil, eh’ ich
— heirathe nicht so wohl (denn das unterbleibt jezt) als eh’ ich —
nach Berlin ziehe im Herbst für den Winter. Es gieng mir da gar zu
gut.

Ich sehne mich nach den freundschaftlichen Augen meiner Schlichte
groll’s, ob ich gleich nicht lange bei Euch bleiben werde.

Schreibt Ihr lieber Man an niemand als an das Publikum? —
Grüssen Sie ihn herzlich und alles was um Sie herum sizt. Ich wolte,
ich wäre mit dabei. Adio cara carissima! —

Richter

Im Flug, wie mein Herz für Sie schlägt, nämlich schnel.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

H: DLA, Marbach; ehem. Louis Koch, Frankfurt a. M. 3 S. 8°. K: Die Schlichtegrol 25 Jul. 355,13 haben wollen] gehabt K

Auguste war in Jean Pauls Abwesenheit in Weimar gewesen. Wahrscheinlich kreuzte sich der Brief mit dem an J. P. IV. Abt., III.2, Nr. 408.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_492.html)