Von Jean Paul an Emilie von Berlepsch. Weimar, 1. August 1800.

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Brieftext

Kopie
[ Weimar, 1. Aug. 1800 ]

Berlin ist mehr ein Welttheil als eine Stadt, wo sich aus der
grösseren Menge leichter eine gesellige Einsamkeit erwählen lässet, da
fänden Sie Ihren ruhigsten Hafen in Deutschland. — Kanst du dein
sonderbar gewundnes Leben, das mehr deinen Werth als dein Glük
vermehrte, nur auf ein Jahr weissagen und es beschwören, daß du
nicht Klippen und Inseln verwechselst? Und wenn nun das Schiksal
Ihre Individualität nicht anders erziehen konte als in diesem rauhen,
Blätterabwehenden Wetter? Ach der Mensch fängt immer von der
höhern Freude die Foderung der noch höhern an, anstat die Zufrieden
heit mit jener — [Ich] rathe, nicht sich dem trüben Winter mit einem
trüben Geiste preiszugeben. Trau deinem Herzen und dem Gott, der es
schuf, und wafne eben [?] deinen Muth nicht gegen dich sondern für
dich.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Berlepsch d. 1 August. i: Denkw. 2,129. B: IV. Abt., III.2, Nr. 356, 374, 404. A: IV. Abt., IV, Nr. 1 (1. Okt. 1800).

Nach A teilte ihr Jean Paul seine Entlobung mit (und damit die Unmöglichkeit, sie in sein Haus aufzunehmen).

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_497.html)