Von Jean Paul an Caroline Henriette Susanne Friederike von Feuchtersleben. Weimar, 25. September 1800.
Brieftext
Gerade die Erinnerung an die bessern Wesen schliesset mich unter
den liebl[ichsten]
Zirkeln zu. — Aber wie weit ist es aus dieser Ebene
hinauf in
die Höhe, wo 2 Wesen sich in betender Liebe umfassen.
— Weiche Hände, deren Handschuh lang genug ist, umfassen meine
Schreibfinger. — Stelle einen liebenden General ins
zertrümmernde
Schlacht[gewühl?] und dan sieh nach,
wie er sein weiches Herz mit 1000
zuckenden ausgleiche. —
Wenn die Leiden läutern: sol es blos sein,
damit die
lichte[?] Quelle im Grabe versiege ohne
zu tränken? — wenn
man einer gelinden das Lebensblut
wegleckenden Wehmuth das müde
Herz hingiebt. — Gehe sogleich
aus einem romantischen Hain zurük,
wenn du darin weinen must.
— Eingreifend in die überirdischen Räder,
die in den Welten
nur wie in Stäubgen gehen — Die Chausseen-Kluft
ist nach der
Trennung durch die Unsichtbarkeit eine kleine und wächst
wenig; obgleich auch in mir die Phantasie trübe Bilder
unserer weitern
Absonderung ausspielt — mein Leben wird sich
kriegerischer hin und
her werfen. — das schöne Herz
wegweinen.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_528.html)