Von Jean Paul an Carl Friedrich Wilhelm Freiherr von Voelderndorff und Waradein. Leipzig, 27. Februar 1798.

Zum TEI/XML DokumentZur originalen Webseite

Brieftext

Kopie
[ Leipzig, 27. Febr. 1798 ]

Da der preussische Adler, dem bisher in seiner Mausse einige Federn
ausfielen, mit frischen vom Horst nach der Sonne und dem Licht fliegt.
Sein Verdienst erschwert ihm die Belohnung. Die Regel, daß man
Schulverdienst nicht durch andere Aemter belohnen dürfe, um sie
länger zu haben, ist wider die Moral. Der Staat mus früher auf die
Gerechtigkeit als auf seinen Nuzen achten, sonst verliert er beide.
Wirds Regel, daß gute Schulmänner ewige bleiben, so wird keiner
mehr ein guter scheinen wollen. Ein guter Schulmeister ist nüzlicher
als ein guter Pfarrer; aber ein guter Pfarrer ist nüzlicher als ein guter
Kollaborator, weil die moralische Bildung nöthiger und schwieriger ist
als die gelehrte. Haben Sie so viel Freude wie Arbeit.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 3. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1959.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K (nach Nr. 59): Voelderndorf. 27 Feb.

Empfehlung von Seifert und Wernlein (der in Neustadt a. d. AischKollaborator war) für Pfarrstellen, vgl. 46, 5 –9 und zu Nr. 32. Nach OttosBrief an J. P. IV. Abt., III.1, Nr. 87 (2. Okt. 1798) erhielt Seifert „ein Belobigungsdekretdes Konsistoriums statt eines Pfarrdienstes“; vgl. auch Otto 3,17. — Dererste Satz bezieht sich auf den Thronwechsel in Preußen.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/III_62.html)