Von Jean Paul an Johann Christian Conrad Moritz und Christian Gottfried Schütz. Hof, 3. Juni 1795.
Brieftext
Eine Rezension der Rezension würde weniger Tadel dieses Urtheils
enthalten als das Urtheil selbst. Ich theile meinen Dank
dafür
zwischen dem edlen Richter, über den des
Aristoteles h. Geist aus
gegossen sei, und zwischen dem, der ihn
dazu ernante — um so mehr,
da oft eine Wahl eines Kunstrichters
nichts ist als ein kürzeres Kunst
urtheil
selbst. Das gute Schiksal verwand[elte]
meine Bitte in meinen
Dank. Ich komme dieser Verwandlung zuvor
und bringe die Bitte
früher — um eine Jagdtaufe. Die
Gründe, die alle Bitten des früh
zeitigen
[Rezensierens] mit einander gemein
haben, heben sich gegen
seitig auf: die, die
ich allein gegen die usos und Respittage habe, sind
diese. 1. Der Hesperus bedarf, wenn er mehr ein Stern als eine
Stern
schnuppe ist, litterarischer Ephemeriden,
um gesehen zu werden, da
das Publikum keine andern Augen
hat als unbewafnete. Er ist nicht
für eine Lesewelt gemacht, die
— so wie Eidexen, Schlangen,
Schw[eine] Schoosthiere der Damen und
Kosaken, Mohren, Affen
Schoosmenschen der Grossen sind — Schoosbücher, die beiden
gleichen, hat. [2.] Es
scheint, die Jagdtaufe des Hesperus hebe die
späte Dauphinstaufe der Loge
[?] wieder auf. Den Muth zum 3ten
Grunde giebt mir nur die Wahl des Richters
[in]
No. 116, zu dem daß
das Buch in 3
Theilen in die Welt gekommen und nicht in den
Meskatalog. Ich
wiederhole meinen Dank und die Bitte um Ver
zeihung mehr als um Beschleunigung.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_120.html)