Von Jean Paul an Johann Wolfgang von Goethe. Hof, 4. Juni 1795.
Brieftext
Die Alten durften den Göttern eben so oft Opferthiere bringen,
denen sie ungewogen waren, als solche, die sie liebten. Ich
bin noch so
glüklich, daß ich zweifelhaft bin, wohin Sie den
„Hesperus“, den ich
Ihnen hier mit einem warmen aber scheuen Herzen bringe,
ordnen
werden. Ich weis wol, daß ich, so wie
Unwissende in der Astronomie oft
den Abendstern mit einem
Kometen verwechseln, in eine entgegen
gesezte Verwechslung falle — und daß es ästhetische Geseze giebt, die
bisher nur von Einem, vom Gesezgeber selber gehalten wurden
gleichsam zur stelvertretenden Genugthuung für die übrigen
Autoren — —
Ach! ich wuste das alles auch vor einem Jahre und schikte Ihnen
doch die „Mumien!“ — —
Mit ewiger Hochachtung, Verehrung und Liebe bleib’ ich der
J. P. Friederich Richter.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_119.html)