Von Jean Paul an Ludwig Christian von Oertel. Hof, 11. Juli 1796.

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Brieftext

Kopie
[ Hof, 11. Juli 1796 ]

— indem ich alle frische Bilder meines W[eimarschen] Karnevals
aufrichte und vor mir vorüberführe. Es wird mein Inneres sanft
ausdehnen, wenn du mir schreiben wirst, daß du deinem Befehl[er]
gehorsam gewesen, weil es leichter ist ein fremder Diener als sein
eigner Herr zu sein — daß deine Seele in der schönen Ruhe einer be
stimten Thätigkeit und dein Körper auf dem Wege einer wachsenden
Meliorazion sei — und daß du bisher [?] schön[e] Minuten bei
schönen Menschen geholet und daß du jede blumige Stätte einsam
wieder betreten, die wir verknüpft durchzogen sind. Gieb mir die
Freude der deinigen.

Textgrundlage

Jean Pauls Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe. Dritte Abteilung, Band 2. Hrsg. v. Eduard Berend. Berlin: Akademieverlag, 1958.

Kommentar (der gedruckten Ausgabe)

K: Oertel in Weimar 11 Jul. i: Denkw. 1,330 (als Brief an Friedrichvon Oertel). A: IV. Abt., II, Nr. 128.

Friedrich Ludwig Christian von Oertel, der jüngere Bruder Friedrichs(vgl. zu Nr. 211), geb. 17. Juni 1770 in Leipzig, Jean Pauls WeimarerLogiergeber (s. 213, 21ff.), „ein Männlein, gestaltet und gelaunt wie Aesop“(s. Herders Nachlaß 1,269), war Regierungsassessor in Weimar (s. Hof- u.Adreßkalender Weimars von 1796, S. 20), verlor aber bald darauf infolgevon Mißhelligkeiten mit Vorgesetzten seinen Posten und zog nach Regensburg, wo er am 6. Jan. 1818 unverheiratet starb.

How to cite

Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_355.html)