Von Jean Paul an Corona Elisabeth Wilhelmine Schröter. Hof, 28. Juli 1796.
Brieftext
Ich gäbe, sanfte Freundin, viel darum — nur Ihre Arien nicht —,
wenn heute gerade Ihr Geburtstag oder doch der der Zeit, nämlich der
Neujahrstag wäre. Was würd’ ich Ihrer sanften Seele nicht
alles
wünschen? Sie könten mich noch dazu nicht
unterbrechen, wenn ich
anfienge und fortführe und
sagte: „das Leben geb’ Ihnen im sanften
„Echo schöner Tage
alle die holden Laute wieder, die Ihre Stimme
„einmal wie
Blumenguirlanden um den meinigen zog! — Möge
„keine Glocke in
der Harmonika Ihrer Tage zerbrechen! Mögen Sie
„Ihre
Zufriedenheit nie ausserhalb Ihres Herzens suchen, da es nur
„Einen Himmel ohne Wolken giebt, den in unserer Brust! Und
möge
„um Ihre Seele immer eine sein, die ihr gleicht!“
—
Aber ich wil lieber diesen Wunsch jährlich 365mal als nur 1 mal an
Ihrem Geburtstag, thun — und er ist schon gethan.
Der, den ich für mich selber thue, ist daß Ihre liebe Hand, die
meinetwegen die Bleifeder genommen, auch einmal für mich
die
Schreibfeder nehme und mir ein Blätgen schicke. — Leben
Sie wohl,
das Geschik sei Ihnen immer so günstig wie die 2
Schwestern, an
deren Händen Sie gehen, Erato und Polyhymnia!
—
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_363.html)