Von Jean Paul an Heinrich George Traugott von Spangenberg. Hof, 23. Dezember 1796.
Brieftext
Ob ich mich gleich in einer Minute herseze, worin der poröse
Dezember meine Lebensgeister und das Queksilber niederregnet: so
möcht’ ich Ihnen doch, lieber Freund, in diesem wahren
Winter
warmer Zonen, worin man stat zu erfrieren, ersaufen
sol, einen recht
feurigen Dank nach Gera senden für Ihren
schönen Antheil an mir.
Ihre Liebe palingenesiert mir alle
holde Sommerstunden mit
Ihnen im himlischen Venzka. Ich wolt’ ich könte den Wolken und den
Wintermonaten Flügel ansezen: so wär’ ich schon bei
Ihnen in Ihrem
schönen Gera. —
Dem H. Hennings sagen oder zeigen Sie gütigst, daß ich ihm für
seinen Wunsch danke — daß ich diesen um so lieber erfülte, da
er seine
Ladenthüre in Leipzig zum erstenmale aufmacht — daß
ich aber aus
meinem besagten Laboratorium ihm nichts versprechen
kan als etwan
im März ein Werkgen von sechs bis acht Drukbogen
(den Bogen zu
4 Louisd’or, worüber ich wie
Hernhuter und Londner nicht erst handle
und abdingen lasse).
Leben Sie wohl, Theuerer! Mögen Ihnen die Stunden Blüten und
die Jahre Früchte zuwerfen und Ihnen unser fliegendes Sein dadurch
verlängern, daß sie es verschönern.
How to cite
Jean Paul - Sämtliche Briefe (statisch), herausgegeben von Hanna und Ronja, LaLe 2025 (https://acdh-tool-gallery.github.io/jean-paul-briefe-static/II_491.html)